"City Outlet Diepholz" - Stellungnahme FDP Fraktion aus der Ratssitzung vom 10.03.2021 zum entsprechenden SPD Antrag

Es gibt wohl kaum Bürger in Diepholz, denen der Zustand und die Perspektive der Innenstadt nicht in irgendeiner Weise ein Anliegen ist. Ein Cityoutlet, so können wir dem SPD Antrag entnehmen, könnte die Lösung für viele Probleme sein.

Zunächst ist uns bei der Beratung Punkt zwei aufgestoßen. Während die SPD-Fraktion normalerweise großen Wert auf neutrale Ausschreibungen des Empfangs öffentlicher Gelder legt, steht hier der Begünstigte schon fest, die Ecostra GmbH soll es sein - dieser Name begegnet uns später noch einmal.

Nun also zum Cityoutlet. Fragt man Google was das eigentlich ist erfährt man, dass dies ein Städtekonzept ist, bei dem alle klassischen Outletstores, die sonst auf der grünen Wiese entstünden, in eine Innenstadt gequetscht werden.

In Metzingen und Bad Münstereifel, wie die SPD dankenswerterweise anführt, kann man sich so etwas live und in Farbe anschauen. Beide Städte haben etwa gleich viele Einwohner wie Diepholz, beide Städte hatten ähnlich Probleme in der Innenstadt wie wir sie haben, warum also soll bei uns nicht klappen, was anderswo funktioniert?

Bad Münstereifel wird innerhalb von einer Stunde Fahrtzeit von etwa sechs Millionen Menschen erreicht. Nach Diepholz schaffen es in derselben Zeit nur etwa 2,2 Millionen Menschen. Nach kurzer Kalkulation wird klar, das ist nur etwa ein Drittel. Möchten wir von hier aus ebenfalls sechs Millionen potenzielle Kunden anwerben, so kämen diese aus einem Umkreis von 95 km. Man unterstellt damit, dass auch die Bewohner von Bremen, Hannover, Bielefeld, Münster, Osnabrück und Oldenburg bereit wären zu uns zu kommen um einzukaufen. Wir halten diese Annahme für wenig realistisch.

Erfahrungsgemäß würde ein Großteil der Besucher auch nicht mit dem Rad oder ÖPNV anreisen, sondern mit dem privaten PKW. Um diese Fahrzeuge während des Einkaufs irgendwo unterbringen zu können, schuf Bad Münstereifel 1.200 Parkplätze. Dass dies eines der größten Hindernisse bei der Realisierung eines City-Outlets ist stellte die Ecostra GmbH erst Anfang letzten Jahres nach einem identischen Prüfauftrag in Bad Lippspringe fest. Obwohl die Stadt erst 2017 die Landesgartenschau beherbergte, reichten die dafür geschaffenen Park- und Geschäftsflächen nicht für die Umsetzung eines City-Outlets aus.

Schließlich gilt es noch zu diskutieren, welche Auswirkung ein derartiges Projekt auf die Stadt selbst hätte. Statt selbsttätigen, mit dem Ort ihres Wirtschaftens verbundenen Einzelhändlern würde die Innenstadt zu einem Laufsteg der großen Marken. Wenige, wenn nicht gar nur ein großer Investor gäben die Marschrichtung vor.

Diese Probleme sind übrigens nicht nur geneigten Ratsvertretern bekannt, sondern ebenso der breiten Bevölkerung. In Rietberg und in Duisburg sind erst unlängst Pläne zur Errichtung eines City-Outlets durch einen Bürgerentscheid gestoppt worden.

Der Handel wird sich weiter wandeln. Großer Verlierer dabei wird allen Prognosen zufolge der stationäre Massenmarkt bleiben. Austauschbare Produkte ohne gehobenen Qualitäts- und Beratungsanspruch können Zalando und Amazon deutlich günstiger und bequemer anbieten als die Diepholzer Innenstadt das je könnte. Den Versuch diese Entwicklung durch ein Top-Down-Projekt unter Einsatz hoher Summen öffentlicher Mittel entgegenzutreten, nur um bei Scheitern des Projekts einen ruinierten Einzelhandel und weitere Bauruinen zu erhalten, lehnen wir ab.

Die Innenstadt der Zukunft muss dort Punkten, wo „Online“ eben keine Option ist, bei der Aufenthaltsqualität, mit attraktiver Gastronomie, Plätzen zum Verweilen und Orten der Begegnung. Dazu wird ein Outlet wenig beitragen. Wir als FDP-Fraktion entscheiden uns bewusst für Qualität, Nachhaltigkeit und lokale Partner und lehnen daher den SPD Antrag ab.